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06.01.2020, von Ulrich G. W. Harmssen

Harmssen sagt: Aktien, was denn sonst!

Eigentlich eine Binsenweisheit: Hunderte Studien belegen eindeutig, dass die Anlage in Aktien langfristig zu den erfolgreichsten Kapitalanlagen gehört. Dies gilt umso mehr in einer Phase anhaltend tiefer Zinsen, die – darüber sind sich die Fachleute weitgehend einig – uns noch etliche Jahre erhalten bleiben werden.

Umso unverständlicher, dass deutsche Anleger es immer noch vorziehen, ihr Geld in niedrig verzinsten Anlagen zu investieren. Angesichts der dramatischen Entwicklungen in den Rentenkassen – der Zuschuss des Bundes zur gesetzlichen Rentenversicherung ist schon jetzt mit fast 100 Mrd. Euro der mit Abstand größte Einzelposten im Bundeshaushalt – ist es höchste Zeit, einerseits das gesetzliche Rentensystem umfassend zu reformieren und andererseits die private und betriebliche Altersvorsorge zu stärken.

Dass das deutsche Steuersystem ausgerechnet Zinsanlagen mit Privilegien ausstattet, andererseits aber die langfristige und höchst lohnenswertere Anlage in Produktivvermögenmit kräftigen Steuerabzügen bestraft, kann da eigentlich nur noch als Witz begriffen werden, bei dem einem aber das Lachen im Halse stecken bleibt.

Noch erschütternder: inzwischen ist für viele Familien in Deutschland – trotz eines guten Einkommens (!) – die Abgabenlast so hoch, dass schlicht die Mittel fehlen, um überhaupt noch privat vorsorgen zu können…

Was also wäre zu tun?

Hier einige Vorschläge:

  • Die dramatische Wissenslücke bei deutschen Anlegern zum Thema Aktien muss geschlossen werden. Ökonomisches Wissen sollte möglichst schnell Einzug in deutsche Schulen und Universitäten halten.
  • Deutschland braucht eine Steuerreform, die diesen Namen verdient und dazu führt, dass Menschen überhaupt private Vorsorge betreiben können. Zugleich sollte die Steuerreform alle Erträge aus einer Aktienanlage steuerfrei stellen, sofern diese der Altersvorsorge dienen; die steuerlichen Privilegien von Zinsanlagen sollten gestrichen werden.
  • Jeder sollte zukünftig in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen – ohne Beitragsbemessungsgrenze. Bei der Gelegenheit wäre das System der üppigen Versorgung für Beamte zu hinterfragen (Brauchen wir überhaupt noch ein Berufsbeamtentun?).
  • Schließlich sollte Deutschland nach Vorbild des norwegischen Staatsfonds ebenfalls einen Fonds auflegen, der Kapital global in Aktien anlegt. Es dürfte für Deutschland aktuell keinerlei Problem sein, dass Seed Money dafür am Kapitalmarkt einzusammeln. Bei Negativzinsen für deutsche Staatsanleihen über alle Laufzeiten hinweg wäre der Zeitpunkt jetzt dafür geradezu ideal!

Ja, ich gebe zu: es ist ein wenig vermessen und wohl auch naiv, derartige Vorschläge zu machen, wissen wir doch alle, dass Politik sich in diesem Land schon lange nur noch an dem, was möglich ist, orientiert, statt an dem, was wirklich notwendig ist.

Wie groß sind also die Aussichten, dass tatsächlich tiefgreifende Änderungen in unserem Renten- und Steuersystem stattfinden?
Die Frage lässt sich leicht beantworten, wenn man in einem Land lebt, dessen Finanzminister in einem Interview mit der Bildzeitung im Mai 2018 – danach befragt, wie er denn sein Geld anlegt – antwortet: „Damit beschäftige ich mich kaum, es liegt einfach auf dem Sparbuch…“

Da fällt mir dann nur noch das Lied „Die Wacht am Rhein“ ein, in dem es im Refrain so treffend heißt:

„Lieb Vaterland, magst ruhig sein,
Fest steht und treu die Wacht, die Wacht am Rhein!“

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Über den Autor


Ulrich G. W. Harmssen,

Ulrich G. W. Harmssen (geb. 1953) studierte nach dem Abitur Musik, Astrophysik und Mathematik.

Nach Abschluss seines Musikstudiums war Harmssen als Komponist tätig für Radio- und TV Produktionen, Werbeproduktionen. Zugleich komponierte und arrangierte Harmssen Bühnenmusik, u. a. für das „Theater des Westens“ in Berlin, Staatstheater Stuttgart, Staatstheater Mannheim, Staatstheater Kassel, „Goethe-Theater“, „Kammerspiele“ und „Packhaus-Theater“ In Bremen usw.

1991 gründete Harmssen die FONDS SELECT WORPSWEDE GMBH; ab dem Jahr 2000 betreute er als Advisor mehrere Dachfonds des Bankhauses Merck Fink & Co.

In 2011 übernahm er das Advisory der TOP SELECT Fondsvermögensverwaltungen – Harmssen gehört heute zu den anerkannten Experten in Deutschland zum Thema Investmentfonds.

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